Foto: Clemens Pistauer | Erwin Sovkov
Dieser Artikel enthält meine persönlichen Vorstellungen zum Thema Körper, Seele und Geist. Ich erhebe nicht den Anspruch, damit recht zu haben.
Wovon reden wir, wenn wir vom „Ego“ aus einem spirituellen Blickwinkel reden?
Man könnte das „Ego“ als jenes Phänomen ansehen, das aus der Verbindung einer Seele mit einem menschlichen Körper entsteht. Das Wort „Seele“ hat hier eine spirituelle Dimension. Ich sehe sie als ein„Fragment“ an unsterblichem und ewigem Bewusstsein, das aus dem „Großen Leben“ (man könnte auch „Gott“ sagen) hervorgegangen ist und irgendwann, bereichert mit zahlreichen Erfahrungen wieder dorthin zurückkehrt.
Seele, Ego und Körper
Obwohl die Seele aus dem Großen Leben hervorgegangen ist, ist sie doch nicht von diesem getrennt. Das Große Leben bildet die Substanz seiner gesamten „Schöpfung“, belebt sie und erfüllt sie. Das Ego macht es uns möglich, in einem menschlichen Körper Erfahrungen zu machen und zu wirken. Es entsteht, wenn der menschliche Geist sich selbst in einem Körper wahrnimmt und z.B. sagt: „Ich bin Clemens Pistauer“.
Das Ego bzw. die menschliche Persönlichkeit geht also aus der Identifikation des Geistes mit dem physischen Körper, sowie mit seinen Gedanken und Emotionen hervor. Der Geist ist eine Art „Behälter“ unserer Gedanken, Gefühle, Überzeugungen, gespeicherten Eindrücke und Erfahrungen. Er fluktuiert und verändert sich laufend. Man könnte ihn auch mit einem Ball vergleichen, der sich ausdehnt oder zusammenzieht, je nachdem, wie weit unser Bewusstsein gerade ist. Je mehr Bewusstheit bzw. geistige „Weite“ sich gerade in dem „Ball“ befindet, desto größer ist er.
Wer sind wir?
Vielleicht ist das Große Leben ja sehr kreativ und experimentierfreudig und hat sich aus purer Freude am Schaffen entschieden, unser Universum, unser Sonnensystem und darin auch den Planeten Erde hervorzubringen. Die Seelen, die wir sind, haben einen unsterblichen, ewigen Kern, vielleicht vergleichbar einem Funken aus dem Feuer des Großen Lebens. Rund um diesen Kern entfaltet sich die Seele, die mit freiem Willen ausgestattet ist und durch die sich das Große Leben selbst schöpferisch betätigt und manifestiert. Das Große Leben „spürt“ sich selbst durch seine Schöpfung.
Erfahrungen auf der Erde
Eine von wahrscheinlich unzähligen Möglichkeiten von Seelen sich zu entwickeln und Erfahrungen zu machen ist das „Schlüpfen“ in einen irdischen Körper, z.B. den Körper eines Menschen auf dem Planeten Erde. Und vielleicht bekommen wir auch so eine Art Warnhinweis, bevor wir hier her kommen: „Vorsicht, es kann dort teilweise auch sehr mühsam, anstrengend und phasenweise äußerst unangenehm sein. Das ist Teil der Erfahrung.“ Vielleicht ist das vergleichbar den Hinweisen, die man bekommt, wenn man einen risikoreichen Sport wie z.B. Paragleiten ausüben möchte. Da wir allerdings in Wirklichkeit unsterbliche Seelen mit einem ewigen Anteil am Großen Leben sind und wissen, dass letztendlich nichts passieren kann, lassen wir uns auf das Abenteuer ein, so nach dem Motto: „Das wird eine interessante Erfahrung“.
Speziell interessant und „authentisch“ wird die Erfahrung auch dadurch, dass wir die bewusste Erinnerung an unsere Unsterblichkeit verlieren, wenn wir auf der Erde in einem physischen Körper geboren werden. Ziel unserer Entwicklung hier dürfte neben den reichhaltigen Erfahrungen auch das Wieder-Erinnern an unsere ewige Natur sein.
Ich persönlich finde ja die aus dem russischen Kulturkreis kommenden Matroschka/Babuschka Puppen in gewisser Weise faszinierend. Wenn man die Größte der Puppen öffnet, dann kommt in ihr die Nächste zum Vorschein, in dieser wieder eine kleinere, usw. So ähnlich kann man es sich auch vorstellen, dass unsere Seele unseren physischen Körper „bewohnt“. Man sieht sie nicht, aber sie ist trotzdem da.
Wofür haben wir den Geist?
Der Geist (in diesem konkreten Zusammenhang könnte man auch Verstand sagen) ist ein Instrument, das es uns als Seelen erlaubt, uns in der Welt der körperlichen Sinne zurechtzufinden. Dadurch, dass die Dinge und Lebewesen alle scheinbar getrennt voneinander sind, ist es sehr hilfreich ein Werkzeug zu haben, um diese getrennte Welt erfassen, verwalten, erforschen und kategorisieren zu können. Der Geist (Verstand) ist das Instrument der Unterscheidung. Er sagt uns: „Das ist ein Baum, das andere dort ist kein Baum, das sieht nämlich anders aus, fühlt sich anders an und ist aus anderem Material.“
Der Geist gibt allen Dingen ihre Namen, beschreibt sie und teilt sie ein. Er kann auch gut zählen, messen und rechnen. Er hat allerdings den „Nachteil“, dass er sich nur innerhalb seiner eigenen Grenzen bewegen kann. In unserem Beispiel mit dem Ball würde das bedeuten: Der Geist kennt sich innerhalb des „Balls“, also seines eigenen Bewusstseins aus und kann über alles darin Aussagen treffen. Da er aber auf seine eigene Reichweite beschränkt ist, kann er keine Aussagen darüber treffen, ob sich etwas außerhalb des Balls befindet und wenn ja, was. Wenn unser Geist sehr weit wird, z.B. In der Stille oder in Meditation, kann er im universellen Geist des Großen Lebens aufgehen – ein Moment der „Erleuchtung“.
Wenn Sie dieses Thema näher interessiert, können Sie im Blogatikel „21 | Über die Grenze des Schachbretts“ mehr dazu lesen, wobei ich dort einen anderen Blickwinkel gewählt habe.
Die Intuition
Eine Möglichkeit, auch im Alltagsleben über die Grenzen unseres geistigen Balls hinaus zu schauen ist unsere Intuition. Sie ist die direkte Verbindung zu diesem unsterblichen ewigen „Kern“ in uns allen. Da dieser ewige Kern allwissend ist, können wir durch die Intuition Dinge erfahren, die außerhalb der Reichweite unseres Geistes sind. Wir wissen dann, dass die Dinge genau so sind wie sie in einer konkreten Situation eben sind, obwohl der Geist bzw. Verstand dafür keine „rationale“ Erklärung hat. Ich schule meine Intuition schon seit mehreren Jahren und versuche auch immer, meine Wahrnehmungen konkret zu überprüfen. Der Vorteil beim Einbeziehen der Intuition im Zuge einer Entscheidung ist, dass wir oft Dinge ahnen oder wissen, die uns der Geist bzw. Verstand nicht sagen kann und wir so eine zusätzliche Stütze haben.
Wie trifft unser Geist Entscheidungen?
Einerseits nützt er die fünf körperlichen Sinne Sehen, Hören, usw. als Grundlage. Zusätzlich geht er ins „Archiv“, das heißt er sucht im Gedächtnis nach ähnlichen oder vergleichbaren Situationen in der Vergangenheit. Wir überlegen dann: „Aha, damals war das so, da habe ich es so gemacht. Ist die Situation, wie sie damals war, mit meiner jetzigen Lage vergleichbar?“ Er vergleicht und wägt ab. Daran ist nichts verkehrt und oft kommen wir so auch zu stimmigen Ergebnissen. Die Sache ist nur, dass das Leben niemals völlig gleich ist. Jeder Augenblick ist neu und auf seine Art einzigartig. Es gibt nicht zwei Momente oder Situationen, in denen alles identisch ist. So wie der griechische Philosoph Heraklit bemerkte: „Man kann nicht zwei Mal in denselben Fluss steigen.“
Wenn jede Situation etwas anders ist als alle anderen, passen vielleicht die Lösungen, die mir einmal gut gedient haben, in meiner jetzigen Lage nicht mehr. Hier kann mir die Intuition helfen. Sie ist unmittelbare Wahrnehmung der Realität im Hier und Jetzt.
Erfahren Sie hier mehr zum Thema Intuition.
Das Ego und der Kampf
Da das Ego sich in den meisten Fällen getrennt von allen anderen Wesen und Dingen und auch vom Großen Leben glaubt, ist es der Meinung, kämpfen und sich behaupten zu müssen. Aufgrund der schwierigen Bedingungen auf der Erde ist ein gewisses Maß an Kampf ums Überleben unausweichlich und vom Großen Leben wohl auch eingeplant worden. Was mir allerdings nicht nötig zu sein scheint ist der exzessive Kampf der Menschen untereinander. Viele von uns identifizieren sich sehr stark mit ihrem Körper. Wenn ich glaube, dass ich mein Körper bin, kommt mir bald eine Erkenntnis: „Mein Körper wird irgendwann sterben. Das lässt sich rund um mich beobachten: Und daraus schließe ich: „Ojeh – ICH werde sterben!“ Wenn das aber nun gar nicht stimmen sollte? Wie wäre es, wenn wir, die wir das Leben selbst sind, eine interessante Erfahrung hier auf der Erde machen. Wenn diese Erfahrung zu Ende ist, gehen wir weiter und machen andere Erfahrungen.
Die Illusion des Getrennt-Seins bringt uns dazu, uns in einen Kampfmodus zu begeben. Der Geist fördert das, weil er ja der Spezialist fürs Unterscheiden ist. Wir sehen z.B., dass ein anderer Mensch stärker ist als wir und mehr Gewichte heben, schneller auf Brettern einen Abhang hinunterfahren oder Dank ihres/seines schärferen Verstandes vorteilhaftere Geschäfte abschließen kann. Wir nehmen diese Unterschiede wahr und beginnen daraus Wertungen zu machen. „Der kann besser Skifahren als ich“, oder „die ist gescheiter als ich“.
Gut und böse
Auch Gut und Böse sind zwei Begriffe, die unser Geist hervorgebracht hat. Je mehr uns bewusst ist, dass wir alle Teil eines großen Ganzen sind, desto weniger sind wir anfällig dafür, sogenannte „böse“ Taten zu begehen. Das ist ein sehr umfangreiches Thema, zu dem ich bei Gelegenheit noch gerne mehr sagen würde.
Es interessiert mich wie Sie all diese Dinge sehen. Wenn Sie Lust haben, dann hinterlassen Sie mir unten einen Kommentar. Vielleicht beginnt dann ja auch eine inspirierende Diskussion …
Zum Schluss kann ich noch zwei Bücher empfehlen:
- Dr. Michael Newton: „Die Reisen der Seele“ , Astrodata (ISBN-13: 978-3907029503)
- Dr. Frank Kinslow: „Suche nichts – finde alles“ , VAK-Verlag (englischer Originaltitel „Beyond Happiness“)(ISBN-13: 978-3-86731-073-4)
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Hallo Clemens,
da Du Heraklit zitierst würde ich noch gerne anmerken, dass Kratylos was noch besseres gesagt hat: Man kann nicht einmal einmal in denselben Fluß steigen.
LG
Karli